Als Wanderschäferin unterwegs zu sein, davon träumt Alexa McGauran aus Melbourne schon lange. Nach 40-jähriger Berufstätigkeit sollte dieser Traum für die Pensionärin endlich wahr werden. Und dafür hat sie sich auf eine lange Reise gemacht. Die führte sie geradewegs nach Oberschwaben. Genauer gesagt: auf den Dreher-Erlebnishof nach Lampertsweiler. Der Grund ist schnell erklärt: Über Freunde und Bekannte wurde sie auf Georg Krieg aus Braunenweiler aufmerksam. Wer könnte ihr das notwendige Handwerkszeug besser nahebringen, als ein passionierter Schäfer mit jahrzehntelanger Erfahrung? Auf dem Bauernhof der Familie Dreher hat sie sich für einige Wochen ein Appartement gemietet und sich jeden Tag auf den Weg nach Moosheim gemacht, wo Georg Krieg seine rund 500 Schafe und Lämmer betreut. Alexa McGauran ist von Anfang an begeistert – auch wenn die Verständigung in den ersten Wochen vorrangig nur über Gestik und Mimik möglich war. Und der schwäbische Dialekt stellt nochmal eine besondere Herausforderung dar. Dass das Schäferleben nicht immer nur romantisch ist, wie es auf den ersten Blick scheinen mag, diese Erfahrung hat die Pensionärin aus Australien ebenfalls schon gemacht. Auch ihr deutscher Schäferhund namens Bear ist gefordert. Schließlich braucht es von allen Beteiligten höchste Konzentration, um eine quicklebendige Schafherde ununterbrochen im Zaum zu halten. „Als Schäfer muss ich 365 Tage im Jahr rund um die Uhr da sein“, erzählt Georg Krieg. Und das bei jedem Wetter. Da treten die romantischen Gefühle schon mal in den Hintergrund. Ob das bei Alexa McGauran auch so sein wird, wird sich heraus stellen, wenn sie wieder in ihrer Heimat ist und das Gelernte umsetzen wird. Doch bis dahin genießt sie die Zeit in Oberschwaben, verbringt die kommenden Monate mit Georg Krieg und seiner Herde auf der Schwäbischen Alb. Bei dem pensionierten Lehrer Reinhold Scheible aus Bad Saulgau lernt sie seit einigen Wochen die deutsche Sprache. Das wird sie auch weiterhin machen und fährt deshalb einmal pro Woche von Hausen an der Lauchert nach Bad Saulgau. „Es ist alles noch besser und schöner in Deutschland, als ich mir das vorgestellt habe“, erzählt die Pensionärin. Die Menschen hier seien sehr entspannt, und sie würden „viel besser Auto fahren“ als die Australier. Sie genießt die schwäbische Küche, vor allem Spätzle haben es ihr angetan. Aber auch von den vielen guten Brotsorten, Kuchen und Torten in den Bäckereien ist sie begeistert. Im Oktober fliegt die Präsidentin der Queennsland Herding Association zurück auf ihre Farm nach Queensland, genießt ihre Freiheit als Pensionärin und kommt möglicherweise auch mal wieder nach Oberschwaben. „Bad Saulgau is lovely, and Lampertsweiler too“, so die Australierin.

Text und Bild: Anita Metzler-Mikuteit